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Die Ardennenoffensive erregt großes Aufsehen in den politischen Kreisen in der ganzen Welt. Viele sind erstaunt, dass das angeschlagene Reich zu solch einem Kraftakt noch imstande ist. Die Überraschung gelingt, die Amerikaner sind nicht auf einen Großangriff vorbereitet. Der deutsche Angriff rollt durch die Öslinger Berge.

Die vordersten deutschen Bataillone stürmen die Ortschaften Drauffelt, Wilwerwiltz und Alscheid. Amerikanische Stellungen werden umgangen. Am nächsten Tag sind die Bahnstationen in der Gemeinde in deutscher Hand. Eine wichtige Straße wird für die deutschen Panzer geöffnet: Die Straße Rodershausen – Hosingen – Wilwerwiltz – Wiltz.

Amerikanische Soldaten am Schlosstor in Enscheringen Die 17th Airborne Division hatte hier vom 29. Januar bis
11. Februar 1945 ihr Hauptquartier.

In Enscheringen hat man im Winter 1944 den Krieg beinahe vergessen. Nur die amerikanischen Sodaten erinnern die Einwohner an das Kriegsgeschehen, man will nicht so recht an die Wiederkehr der Deutschen glauben. Am 16. Dezember kommen Evakuierte aus Hosingen, im Nachbardorf sind bereits deutsche Soldaten.

Am Nachmittag explodieren einige Granaten in der Nähe des Dorfes. Die Einwohner verlassen das Dorf, drei ältere Mitbürger bleiben im Dorf zurück. Am 17. Dezember sind die Deutschen bereits im Nachbardorf, in Munshausen brennt es, Granaten krachen, Maschinengewehre bellen. Die Menschen stieben davon, sie fliehen vor dem Frontgeschehen und irren im Ösling umher. Viele von ihnen werden von der Front überholt, einige fliehen in südlicher Richtung, andere schaffen es bis in die Nähe von Bastogne.

Nach 5 Tagen kehren die ersten Einwohner entmutigt und verstört in ihr Dorf zurück. Sie finden Herr Wintersdorf, einen der zurückgebliebenen Bewohner, tot, ein Kopfschuss hat sein Leben beendet. Die Häuser sind geplündert und durchwühlt. Am 24. Dezember werden zwei deutsche Flieger auf „Dräi Kräizer“ von amerikanischen Jägern abgeschossen.

An Weihnachten liest Pfarrer Weber aus Hosingen die Messe, eine traurige Weihnachtsmesse. Im Nachbardorf stirbt Pfarrer Schmit. Keiner kann zu seinem Begräbnis, das dies zu gefährlich ist. Die Einwohner leben in den Kellern des Dorfes; sie beten und warten. Am 31. Dezember kommt der deutsche General Edwin von Rothkirch und Trach ins Dorf und schlägt sein Quartier im Schloss auf. Er führte sein Korps beim Rückzug der deutschen Front.

General Edwin von Rothkirch und Trach bei seiner Verhaftung.

Am 14. Januar schlagen 2 Bomben neben dem Dorf ein. In der folgenden Nacht schießen die Amerikaner in den Schlossgarten, der General verschwindet im Schlafanzug im Keller. Am nächsten Tag zieht er aus dem Dorf ab. Etwas Positives hat der General mitgebracht, einen Generator, der versorgt das Dorf teilweise mit Strom. Am 6. März 1945 geriet er bei Bitburg in Gefangenschaft.

Im Haus Elsen-Arendt haben drei Deserteure Unterschlupf gefunden. In Stockem hat sich das Trio Jos Arendt, Prosper Valentiny und Léon Neumann zur Flucht entschlossen, um sich von ihrer Kompanie abzusetzen. Zu Fuß geht es über Doenningen in Richtung Lullingen-Boegen.

In Enscheringen tauschen sie ihre Wehrmachtsuniform gegen Zivilkleidung. In einer Kammer auf dem Speicher des Hauses Elsen werden die drei jungen Männer versteckt. Unglücklicherweise werden sie von einem Mädchen, das im Haus evakuiert ist entdeckt. Sie erkennt Léon Neumann aus dem nahen Hosingen.

Vorsorglich lässt der Hausherr die drei Freunde in einen Kellerraum umziehen. Der Hausherr nimmt dem Mädchen das Versprechen ab, niemandem von ihrer Begegnung zu erzählen. Am nächsten Tag wird das Haus von Soldaten der Wehrmacht und der Feldgendarmerie umstellt.

Die drei Freunde werden im Keller entdeckt und aufgefordert nach oben zu kommen. Sie werden mit Handschellen aneinander gekettet, zum Ortskommandanten gebracht und verhört.

Die drei behaupten Evakuierte zu sein. Aber schnell stellt sich heraus, dass sie verraten wurden und die Identität von Léon Neumann ihnen bekannt ist. Die drei Verhafteten werden unter Bewachung in einem Opel Olympia nach Clerf gebracht, wo sie in im Hotel Koener unter Bewachung gestellt werden.

Herr und Frau Michel Elsen - Arend werden verschleppt. Frau Elsen wird nicht mehr wiederkommen. Sie stirbt im Februar 1945 im Zuchthaus Ziegenhain bei Kassel im Alter von 54 Jahren.

Im Schlosskeller bei den Schwestern stirbt eine Frau aus Drauffelt. In Leinen gewickelt wird sie vorläufig in einem Garten begraben. Mitte Januar müssen die die Männer aus dem Dorf mit Picke, Hacke und Schaufel Gräben für M.G. Stellungen ausheben, ein sinnloses Unterfangen. Männer aus Enscheringen, Wilwerwiltz und Kautenbach müssen auf die Bergkoppen steigen und dort unter deutscher Aufsicht, bei ständigen Jagdbomber -Angriffen Schützengräben ausheben.

Die Bevölkerung hungert, Demi Liefgen muss seinen Hund schlachten um etwas im Kochtopf zu haben. Eine Granate hat nun Topf und Hund zerfetzt. Die Deutschen ziehen sich nach und nach zurück. Drei tote Soldaten lassen sie zurück, die Hunde beginnen an ihnen zu fressen.

In der Nacht zum 23. Januar kommen Leute aus Drauffelt weinend und klagend nach Enscheringen. Ihr Dorf wurde abgebrannt. Sie haben alles verloren. Das 317. Regiment der 80. US-Infanterie Division stößt in Richtung Wilwerwiltz-Enscheringen vor und am 24.Januar rückt das 1. Bataillon des 317. Regiments in Enscheringen ein. Die amerikanischen Soldaten sind im Dorf.

Eingang zum Keller des Hauses Elsen-Arendt in welchem die drei Deserteure versteckt wurden.

An diesem Dienstag ist Enscheringen Niemandsland. Die Leute sind verzweifelt, beten Rosenkranz um Rosenkranz in den Kellern. A Steckesch wird an diesem Tag ein Mädchen geboren, Charlotte soll sie heißen. Es ist Großherzogins Geburtstag. Marie Staus, eine ältere Einwohnerin wird unglücklicherweise erschossen.

Deutsche Soldaten sind noch in den letzten Häusern und jenseits der gesprengten Brücke im Hang haben sie Stellungen vorbereitet. Die Männer aus Enscheringen kannten diese Anlagen ganz genau, da sie diese Stellungen ausgehoben haben. Die Amerikaner schaffen Nachschub heran und am Donnerstag greifen sie an, umzingeln die deutschen Soldaten und nehmen 31 Männer gefangen.

Am Freitag wird eine Notbrücke errichtet und eine Zeltstadt entsteht in den Wiesen. Nicht nur Soldaten werden hier versorgt, auch die Einwohner aus Enschringen und den umliegenden Dörfern werden mit Essen versorgt. Auch hygienische und medizinische Hilfe für die Zivilbevölkerung wird in den diesen Wochen von amerikanischer Seite geleistet.

Quellen:
- Jean Milmeister - Die Ardennenschlacht
- Fritz Rasqué - Das Ösling im Krieg
- Joseph Mäertz - Luxemburg in der Ardennenoffensive

Fotos:
- The National Archives and Records Administration (NARA)
- Jean-Marie Boumans

No Uewen