Wegkreuze
Gebet und Besinnung
Wegkreuze stehen an Feldwegen, Straßen, Waldrändern oder in der freien Landschaft. Die meisten noch erhaltenen Wegkreuze im Kiischpelt sind aus Stein und stammen aus vergangenen Jahrhunderten. Sie sind Ausdruck der Volksfrömmigkeit.
Als Stein gewordener Ausdruck des Gedenkens an Kriege, Unfälle, Tod und andere Schicksalsschläge sind sie oft mit Inschriften und Daten versehen.
Um Leiser
An der alten Straße von Enscheringen nach Weicherdingen, an der Abzweigung nach Knaphoscheid, steht unter einer Eiche ein Steinkreuz. Im unteren Teil ist ein Spruch zu lesen, der sich an Wandernde richtet: „O, Wanderer stehe still, u. bete ein Ave Maria für die verlassensten Seelen des Fegfeuers. T.K.“
Es ist nicht belegt, ob dieses Kreuz an die beiden Menschen erinnern soll, die hier vor 70 Jahren tödlich verunglückten. Die Luxemburger Tagespresse berichtete am 22. April 1947 über den Unfall. Der Drauffelter Landwirt Thill und sein zukünftiger Schwiegersohn, Mathias Schmit aus Enscheringen, bearbeiteten ein Stück Land auf dem Bann, als sie von einem Gewitter überrascht wurden. Beide suchten Schutz unter einer Tanne , wo sie vom Blitz getroffen und auf der Stelle getötet wurden. Die Familie Schmit traf es umso härter, da bereits ein Sohn von den Nazis zwangsrekrutiert worden war und im Krieg ein Bein verloren hatte.
Kierchewee Lellingen-Pintsch
Am Kirchenweg, der von Lellingen nach Pintsch zur Pfarrkirche führt, steht ein Wegkreuz mit der Inschrift: Betrus Shmid von Pintsch 1711. Die Bedeutung dieser roten Steine und der Inschrift ist bis heute nicht bekannt. Charel Schmit schreibt in „De Cliärrwer Kanton“, dass dieser Messepfad an den Ostertagen mit bunten Eierschalen bestreut wurde.
Bei der Elsenskapell
Gegenüber der Elsenskapelle steht ein markantes Wegkreuz: das „Hëpperbamskräiz“. Hier kreuzen sich die alten Feldwege nach Pintsch, Enscheringen und Siebenaler. Laut Henri Blackes, Pfarrer und Historiker aus Siebenaler, hat dieser Name nichts mit dem Dorf Hüpperdingen zu tun, sondern ist eine Verballhornung von „Hölper Pauls Kräiz“, dem Besitzer der Vogtei „Holper“ in Wilwerwiltz, die zur Grafschaft Clerf gehörte.
Das heutige „Hëpperbamskräiz“ ist ein Gedenkstein aus Schiefer, der neben der Darstellung des Gekreuzigten die Inschrift „Zu Ehren Gottes – Durch Estges von Wilwerwiltz – von Michel Schwinnen – 1814“ trägt. Der Zahn der Zeit und unachtsame Autofahrende haben dem Denkmal stark zugesetzt, sodass die Inschrift nur noch mit Mühe zu lesen ist.
Ierwescht Duerf Enscheringen
Die ehemaligen Besitzer des Hauses „A Reenesch“ ließen an der Umfassungsmauer ihres landwirtschaftlichen Anwesens im Ortskern von Enscheringen ein kleines Wegkreuz anbringen. Das Kreuzigungsrelief ist noch gut zu erkennen, aber auch hier nagt der Zahn der Zeit.
Op Bredigt Enscheringen
Früher stand „Op Bredigt“ ein kleines Steinkreuz, das Wanderende zum Gebet aufforderte. Der Grund für die Errichtung dieses Steinkreuzes ist nicht bekannt. Das Kreuz stand schief am Wegesrand, niemand kümmerte sich darum, und eines Tages war es verschwunden. Pfarrer Henri Blackes aus Siebenaler finanzierte ein neues Wegkreuz, das vom Fremdenverkehrsverein Kiischpelt gepflegt wird. An einem Wanderweg gelegen, mit einer Bank zum Verweilen, ist es die gelungene Renovierung eines alten Wegkreuzes.
Um Pënzebierg Lellingen
„Eint sich die Arbeit im Gebet – Der Herr durch deine Saaten geht“, so lautet die Inschrift des Wegkreuzes hoch oben auf dem „Pënzebierg“. Das von Pfarrer Blackes gestiftete Wegkreuz steht inmitten von Feldern und Wiesen und wird seinem Motto gerecht. Manche Wandernde fühlen sich angesprochen und hinterlassen ihre naturnahe Handschrift am Kreuz .
Ennescht Duerf Enscheringen
Seit vielen Jahren steht ein Wegkreuz aus Schiefer auf der Mauer um den alten Bauernhof „An Theis“ in Enscheringen. Die Inschrift am Fuß des Kreuzes besagt: „So errichtet von Hary Reinesch von Eischer zum Trost der Abgelaebten 1831“. Nach den Kirchenbüchern der Pfarrei Pintsch war im 18. und 19. Jahrhundert eine Familie Reinesch in Enscheringen ansässig, deren Wohnhaus oder Hof in der Nähe des Wegkreuzes gelegen haben könnte.
Alscheid
An der Straße vom Donatushof in Richtung Alscheid stand lange Zeit ein Steinkreuz, das „Pletschekräiz“. Ein Motorradfahrer aus Frankreich zerstörte es vor vielen Jahren mit seiner Maschine. Nur die Bodenplatte, in der das Kreuz verankert war, ist noch zu sehen. Die Inschrift des Kreuzes lautete: „Zur Ehre Jesu Christi errichtet von Wagner Johann u. Reiser Kath. aus Alscheid“.
Der Name „Pletschekräiz“ könnte auf ein tragisches Ereignis hinweisen, das sich hier vor 220 Jahren ereignete: Während der Besatzung durch französische Revolutionstruppen wurden viele junge Männer in die französische Armee eingezogen. Ein junger Mann vom „Pletgeshaff“ in Lellingen, dem heutigen landwirtschaftlichen Anwesen der Familie Scharll, war auf der Flucht vor den Franzosen, als er in der Nähe des „Pletschekräiz“ gestellt und erschossen wurde.
Weitere Informationen
Quellen & Fotos
› Henri Blackes - Letzebuerger Sonndesblad (1972)
› Charel Schmit - Erinnerungen und Bilder aus Öslinger Dörfern (2014)
› Jean-Marie Boumans - Fotos (2022)